Informationsveranstaltung zum Projektierungskredit

Am 1. November 2022 begrüsst der Gemeindepräsident Benjamin Marti fast 200 Interessierte zur Informationsveranstaltung. Es geht um die Ortsplanungsrevision und den Projektierungskredit für die Schulanlage Mühlematt.

Beni Marti setzt den Rahmen: Es dürfen jederzeit Fragen gestellt werden, wobei nicht geplant ist, eine Diskussion über alle möglichen Alternativen zu führen. Es soll um das gehen, worüber die Belper Bevölkerung am 27. November 2022 abstimmen wird.

Ortsplanungsrevision

Im ersten Teil der Veranstaltung geht es um die Ortsplanungsrevision. Der Gemeinderat verfolgt damit vor allem das Ziel, die übergeordneten Gesetze im Baureglement sowie in den Zonenplänen zu berücksichtigen. Die wenigen Änderungen im Zonenplan Siedlung lassen kein substanzielles Bevölkerungswachstum erwarten. Somit ist es eine deutlich abgespeckte, aber wichtige Revision.

Mit dem neuen Baureglement sollen auch die Voraussetzungen für die Erneuerung der Schulanlage Mühlematt geschaffen werden. Weitere Details zur Ortsplanungsrevision finden sich in der Botschaft.

Projektierungskredit für die Erneuerung der Schulanlage Mühlematt

Nun geht es um das Thema, das wohl so viele Leute in den Aaresaal gebracht hat. Auch eine Gruppe Pro Neubau Mühlematt hat sich formiert und ist anwesend. Speziell begrüsst werden Nicole Deiss und Barbara Wiskemann (Neon Deiss Architektinnen), die mit «Le Fil Rouge» den Architekturwettbewerb gewonnen haben.

Nicole Deiss und Barbara Wiskemann von Neon Deiss Architektinnen (stehend)
Nicole Deiss und Barbara Wiskemann von Neon Deiss Architektinnen (stehend)

Benjamin Marti führt ein mit den Worten:

«Es ist eine schöne Aufgabe, dass wir uns entscheiden können, in welche Gebäude wir unsere Kinder hinschicken wollen. Es ist nicht nur ein Müssen, sondern eben auch ein Dürfen.»

Der Kanton hat eine gewisse Verantwortung für die Bildung. Es ist aber die Aufgabe der Gemeinde, über die Infrastruktur zu entscheiden. Und die ist sehr relevant, verbringt ein Kind doch rund 12'480 Lektionen in der Schule.

Schulraumplanung, dann kam Naphthalin

In einer Rückblende erzählt Beni Marti, wie im Jahr 2018 eine Schulraumplanung durchgeführt wurde. Drei Monate nach dem Bericht wurde der Luftschadstoff Naphthalin nachgewiesen, was ein sofortiges Handeln nötig machte. Alle betroffenen Räume wurden als temporäre Lösung mit Luftreinigern ausgestattet. Naphthalin ist nicht der einzige Grund, warum die Schulanlage Mühlematt erneuert werden muss. Die Anlage ist in die Jahre gekommen und entspricht nicht mehr den Anforderungen des Schulbetriebs. Ausserdem hat die Bevölkerung in der Gemeindeversammlung im Herbst 2020 einen Neubau gefordert.

Wettbewerbsprojekt

Der Gemeinderat organisierte also im Jahr 2021 einen Architekturwettbewerb. Daraus ging «Le Fil Rouge» als Siegerprojekt hervor. Nicole Deiss und Barbara Wiskemann vom Siegerteam erklären, was nun in der Projektierungsphase passieren wird.

Das Projekt aus dem Wettbewerb ist erst ein Vorschlag. Ganz viele Fragen sind noch offen. Als Beispiel: die aktuellen Pläne sind im Massstab 1:200. Man sieht also für die Wände nur eine schwarze Linie. Für den Bau werden Pläne im Massstab 1:50 benötigt mit einem viel höheren Detaillierungsgrad. Alle Fragen müssen während einer Projektierung beantwortet werden.

Sie beantworten auch eine Frage aus dem Publikum zu Partizipation: Die Gemeinde kann selbst über die Gestaltung der Partizipation entscheiden. Die Architektinnen betonen, dass sie sehr offen sind für verschiedene Formen. Auf jeden Fall werden sie während der Projektierungsphase oft in Belp sein und die genauen Bedürfnisse der Gemeinde und der Schule abholen. In einer Baukommission sind die Nutzer*innen aufgefordert, die Anliegen von Belp zu vertreten.

Nur das Nötige wird gebaut

Eine weitere Frage aus dem Publikum: Toffen und Kaufdorf haben sich entschieden, eine eigene Oberstufe zu bauen und ihre Schüler*innen nicht nach Belp zu schicken. Wird nun trotzdem die Mühlematt in der vollen Grösse gebaut?

Gemeindepräsident Benjamin Marti über das Wettbewerbsprojekt «Le Fil Rouge».
Gemeindepräsident Benjamin Marti über das Wettbewerbsprojekt «Le Fil Rouge».

Es sind genau diese Fragen, die in der Projektierung berücksichtigt werden, antwortet Beni Marti. Er versichert, dass nur das gebaut wird, was auch wirklich benötigt wird. Aber die Anlage soll flexibel geplant werden, damit auf zukünftige Veränderungen reagiert werden kann. Dafür ist das Projekt «Le Fil Rouge» gut geeignet.

Die Kosten

Und dann geht es bei einem solch grossen Projekt natürlich um die Kosten. Die Firma PBK AG hat eine Grobschätzung erstellt mit einer Kostengenauigkeit von +/-20%: Die voraussichtlichen Kosten werden auf rund CHF 78 Mio. geschätzt. Der Projektierungskredit leitet sich aus dieser Kostengrobschätzung ab und beläuft sich auf CHF 5,3 Mio.

Um die Gesamtausgaben der Investitionen tragen zu können, ist eine Steuererhöhung um 2,5 Steuerzehntel notwendig. Beni Marti zeigt auf einer Folie, dass Belp nach einer Erhöhung im Vergleich mit umliegenden Gemeinden immer noch gut dasteht.

Vergleich der Steueranlagen mit umliegenden Gemeinden.
Vergleich der Steueranlagen mit umliegenden Gemeinden.

Weitere Details zu den Finanzen sind der Botschaft zu entnehmen.

Wann ist der Baubeginn?

Bei einer Annahme des Projektierungskredites startet Anfang 2023 das Vorprojekt. Ein Team von Architekt*innen, Bauingenieur*innen, Landschaftsarchitekt*innen und weiteren Planern starten ihre Arbeit und entwickeln zusammen mit einer Spezialkomission der Gemeinde das Projekt weiter.

In einem zweiten Schritt wird das Bauprojekt erstellt. Dies ist die Grundlage für den Baukredit, über den voraussichtlich im Herbst 2025 an der Urne abgestimmt werden kann.

Dann folgen Baubewilligungsverfahren und wenn alles gut geht, kann ab Herbst 2026 mit den Bauarbeiten begonnen werden.

Bei einer Ablehnung würde das Projekt gestoppt. Eine Frage aus dem Publikum kommt, ob man nicht wieder auf die Sanierung zurückkommen könnte. Das wäre tatsächlich eine der Optionen, die man bei der Ablehnung nochmals prüfen müsste. Eine andere Stimme im Saal warnt jedoch, dass die Sanierung nicht für die gleiche Dauer halten werde und somit auf lange Frist teurer würde.

Schliesslich folgen noch ein paar weitere Voten für oder gegen die Erneuerung. Eines ist klar: Es geht um viel für Belp. Und es ist wichtig, dass sich die Bevölkerung mit der Vorlage beschäftigen und sich an der Abstimmung vom 27. November beteiligt.